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Ausstellung „Am Waldrand“ – Fotoszene Nürnberg e.V.

Ein Spielplatz aus den 60ern am Waldrand bei Velden. Verloren baumeln die Haltegriffe an dem Karussell. Foto: Thomas Geiger

Ute Scharrer schreibt in der Hersbrucker Zeitung vom 28.09.2012:

„NÜRNBERG / HERSBRUCK – Passend zum Thema „Waldrand“ gleicht der Besuch in der aktuellen Ausstellung der „Fotoszene Nürnberg“ weniger dem gewohnten Schlendern durch Galerieräume, sondern eher einer veritablen Wanderung: 10.000 Quadratmeter ist die ehemalige Lagerhalle auf dem Nürnberger Quelle-Areal groß, in der die Arbeiten der 29 Künstler – darunter auch einige des Hersbrucker Fotografen Thomas Geiger – wie kleine Lichtungen verteilt sind.

Der Wald ist aufgeladen mit Bedeutung. War er im Mittelalter noch Ort des Schreckens und der Gefahr, stattete ihn die Romantik mit lieblicheren Assoziationen aus und heute ist er Erholungsort Nummer eins. Der Waldrand geht an die Peripherie dieser Phänomene, bildet quasi die Eingangstür vom Licht ins Dunklere, vom Lärm in die Stille.

Kaum eines der Vereinsmitglieder, die sich diesmal auch Gäste aus verschiedenen Hochschulen und anderen Berufszweigen eingeladen haben, zeigt den Wald in unberührter Schönheit. Die Hand des Menschen ist überall spürbar, ganz alltäglich etwa in den fast lebensgroßen Porträts von Waldbenutzern, ob zu Pferde oder in Joggingschuhen, die Andreas Dietz an der immer gleichen Pfadkreuzung aufgestöbert und abgelichtet hat.

Schon etwas handgreiflicher erscheinen die hochästethischen „Holzlandschaften“ von Jutta Missbach, bei der gestapelte und entrindete Stämme reizvolle tektonische Strukturen und farbliche Kontraste bilden , ganz drastisch die Bestandsaufnahme von in Waldnähe überfahrenen Kleintieren, die Rebecca Schwarzmeier beisteuert.

Fotos mit dem iPhone

Auch der Beitrag des Hersbrucker Fotografen Thomas Geiger bildet da keine Ausnahme. Seine durchweg mit dem iPhone aufgenommenen Waldrandbeobachtungen zeigen Geräte und Gegenstände, die vom Menschen zurückgelassen wurden und nun in ihren Sepiatönen ein Gefühl der Beklemmung verströmen, als seien sie letzte Zeugen einer Katastrophe, die alles Menschliche ausgelöscht hat – bis auf diese technischen Überreste unserer „Zivilisation“.

Das hochglanzlackierte Gehäuse einer Waschmaschine, die verloren baumelnden Haltegriffe an einem antiquierten Spielplatzkarussell sind Motive, die bewusst mit der als minderwertig angesehenen Handykamera fotografiert wurden. „Die beste Kamera ist immer die, die man dabei hat“, argumentiert Thomas Geiger. Wichtiger als eine überragende Kamera sei die Bildidee. Stimme die, so sei alles andere nachrangig. Wer frage schon J.K. Rowling, mit welchem Stift sie ihre spannenden Romane geschrieben hätte?

Diese Plädoyer für die Idee als Fundament für ein Werk kommentiert natürlich die nicht auszurottende Frage, ob Fotografie überhaupt unter dem Kunstbegriff zu suchen sei oder eben doch nur als reine Abbildung zu gelten habe.

Die zahlreichen Arbeiten mit ebenso vielen verschiedenen Ansätzen vom dokumentarischen Aufzählen der Fundstücke auf einem Quadratmeter Waldboden bis zu den fast kinoleinwandgroßen Einblicken in heimische Steinbrüche bis zu den intimen Projektionen des Waldes auf menschliche Körper geben hier beredte Antworten.

Die Ausstellung „Waldrand“ ist im ersten Obergeschoss des ehemaligen Quelle-Versandhauses in der Fürther Straße 205-215 zu sehen. Sie bleibt bis 20. Oktober jeweils Samstag und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Ein Werkstattgespräch mit den Fotografen findet am Sonntag, 7. Oktober, um 15 Uhr statt, die Finissage ist am 20.10 ab 17 Uhr. „