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Ein persönlicher Jahresrückblick auf dieses seltsame Jahr 2020 – Teil 1

Landschaft mit Feldweg, dieser gesperrt mit einem quergestellten Polizeiauto, Grenzschild Ceska Republika und großes Schild Landesgrenze

JANUAR

Mein Jahr 2020 begann toll. Natürlich wie „immer“ als persönliches Highlight der Hirtentag am 6.1. mit „patsch’n“, also dem Knallen der Ringelpeitschen vor dem Deutschen Hirtenmuseum. Und gleich am 13.1. ein weiteres Highlight: Ich durfte „Fritz with the Hits“ portraitieren. Fritz Egner vor meiner Kamera, der Moderator des Bayerischen Rundfunks, der mit Soul-Musik in Bayern 3 in den 80ern so sehr meinen Musikgeschmack geprägt hatte. Es war ein Interview- und Portraittermin für den BJV-Report, das Mitgliedermagazin des Bayerischen Journalistenverbandes. Wir haben dort eine Rubrik namens „Officestory“, bei der mal mehr mal weniger prominente Mitglieder in ihrem Arbeitsumfeld portraitiert werden. Die Story: https://bjv.de/sites/default/files/flip/2020-1-bjvreport/#page=30 – Das Bild:

Der BR Moderator Fritz Egner im Sendestudio mit Kopfhörer und Mikrofon

Fritz Egner, Moderator, im Bayerischen Rundfunk bei Bayern 1

Gleich am Tag danach begann für mich als Messefotograf auch das Messejahr mit den Fotos für die „Perimeter-Protection 2020“ , die „Internationale Fachmesse für Perimeter-Schutz, Zauntechnik und Gebäudesicherheit“ im Messezentrum Nürnberg, „business as usual“ sozusagen.

Zaunanlage mit Videoüberwachung und Stacheldraht von unten gesehen
Zaunanlage mit Videoüberwachung und Stacheldraht

FEBRUAR

Der Februar startete mit der ersten (und auch letzten) Landesvorstandssitzung des BJV in München. Im weiteren Verlauf des Jahres sollten wir uns nur noch virtuell treffen. Gott sei Dank nicht virtuell sondern ganz real und ausnahmsweise auch schon Anfang Februar war unser jährliches Männerskifahren im Zillertal bei Traumbedingungen wie schon Jahre nicht mehr. Davon zehre ich noch immer. Und um „Aprésski“ mache ich schon seit Jahren einen großen Bogen.

Schneebedeckter Zaun mit Tiroler Fahne vor Bergpanorama
Die Terrasse unseres Quartiers in Hochschwendberg im Zillertal mit Blick auf Gerent und Unterberg

Eine Woche später startete dann die Messe des Jahres, die BIOFACH 2020. Wir waren wieder zu viert als Messefotografen im Einsatz um alle Termine dokumentieren zu können und den Newsroom mit Bildern zu füllen. Covid-19 war noch weit weg, doch die leer gebliebenen chinesischen Stände waren schon ein kleiner aber deutlicher Hinweis.

Viele Menschen streben in einem großen freien überdachten Raum auf einen Eingang zu
Messegeschehen allgemein – Eingangsbereich Mitte des Messezentrum Nürnberg mit morgendlichen Menschenmassen während der BIOFACH 2020
Julia Klöckner, Bundesministerin, hält ein Schild "BioBitte, Mehr Bio in öffentlichen Küchen", im Vordergrund ein Handy zum Fotografieren, mehrere Menschen darum herum widmen sich dem Schild
Eröffnungsrundgang mit Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Buntes Plakat für BIOFACH 2021 mit der Silhouette eines Menschen in Bewegung davor
Messegeschehen allgemein – Hinweisschild für die geplante (und inzwischen in ein virtuelles Format umgewandelte) nächste BIOFACH 2021

Wer hätte gedacht, dass das meine letzte Messe für lange Zeit gewesen sein könnte.

MÄRZ

Eine große Gruppe von Menschen, meist Frauen, sitzen in einem Raum mit Liedblättern auf den Knieen. Ein Mann am E-Piano dirigiert
Chorworkshop in Kirchensittenbach mit Thomas Wagler

Wenn man das erste Bild im März anschaut, glaubt man nicht, dass schon wenige Tage danach die Welt eine andere war. Wir hatten zum Monatswechsel noch den jährlichen Chorworkshop in Kirchensittenbach mit Thomas Wagler. Singen von morgens bis abends – Corona war bereits angekommen, aber noch nicht in unseren Köpfen. Obwohl die erste Messe in Nürnberg bereits abgesagt, bzw. damals noch verschoben war, die IWA OutdoorActive.

Am 12.3. war ich noch in Frankfurt beim Round Table der MFM, da war der Hauptbahnhof schon relativ leer und wir haben uns erstmals nicht mehr die Hand gegeben. Am 13.3. werden die Schulen geschlossen – auch in Ecuador, wo unsere Jüngste gerade auf Schulaustausch weilte. Am 16.3 und 17.3. hatte ich noch zwei Fototermine, schon mit Bauchgrimmen und mit einem gewissen Abstand – am 18.3. waren dann schon Geschäfte und Gastronomie geschlossen.

Biergarten geschlossen, mit Absperrband
Kratzers Biergarten in Hersbruck am Tag 1 der behördlichen Geschäftsschliessungen wegen der Corona Pandemie

Weitere Bilder vom ersten Tag hier: https://geiger-foto.de/coronakrise-in-hersbruck-tag-1-nach-geschaeftsschliessungen/ Die Chronik des ersten Lockdowns im Raum Hersbruck findet man in diesem Blog unter der Kategorie „Corona“

In diesen Tagen haben wir auch beschlossen unsere Tochter auf den letzten regulären Flug der KLM aus Ecuador umzubuchen, auch wenn das für die Gasteltern bei scharfer Ausgangssperre in einem Südamerikanischem Land einiges an Aufwand bedeutet hat. Am 20.3. standen vier Hersbrucker Mädchen dann vor dem Flughafen in Guayaquil und durften nich in den angekündigten Flieger, weil die örtliche Bürgermeisterin mal eben den Flughafen für die Zwischenlandung sperren liess und das mit Autos auf der Landebahn auch durchsetzte:

Bild aus Twitter von einem überfliegenden Hubschrauber

Die ganze Geschichte hat unsere Tochter für die Hersbrucker Zeitung aufgeschrieben:

Wenn man das liest, weiss man, was unseren März geprägt hat.

APRIL

Der April sollte eigentlich mit einer Reise nach Frankreich in den Osterferien beginnen. Doch die Grenzen waren geschlossen…

Eine Straße, abgesperrt mit einem roten LKW und einem Polizeiauto, Viele Verkehrsshilder, unter anderem EU Grenzschild Ceska Republika
Grenzübergang Waidhaus St 2154 (ehem. B 14).
Landschaft mit Feldweg, dieser gesperrt mit einem quergestellten Polizeiauto, Grenzschild Ceska Republika und großes Schild Landesgrenze
Grenzübergang Georgenberg-Waldheim, Wanderübergang, geschlossen mit einem abgestellten Polizeiauto.

…nicht überall so martialisch wie hier die Grenzen nach Tschechien, aber auch Frankreich war für Touristen zu. Die Grenzfotos von der EU-Grenze nach Tschechien, die ja eigentlich seit Schengen nicht mehr existent war, waren ein Zusatzprodukt meiner Fahrt nach Flossenbürg am 23. April. Dort wollte ich das etwas andere, diesmal stille Gedenken des 75. Jahrestags der Befreiung des KZ Flossenbürg dokumentieren. Dort wo sich sonst tausende Gäste aus aller Herren Länder getroffen hätten, war dank Corona in diesem Jahr keiner – also fast keiner. Die Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, MdL Karl Freller und der Leiter der Gedenkstätte, Jörg Skribeleit waren die einzigen Teilnehmer des stillen Gedenkens. Und ein paar wenige Journalisten.

Viele Flaggen auf einem geschotterten Platz davor drei kleine Menschen
75. Jubiläum, Tag der Befreiung des KZ Flossenbürg

Der April endet am 30. und mit ihm auch die Legislaturperiode der Bayerischen kommunalen Gremien. Der Hersbrucker Stadtrat tagt zu seiner letzten Versammlung, nicht wie sonst üblich im Sitzungssaal, sondern erstmalig und gleichzeitig auch letztmalig in dieser Zusammensetzung in der GERU-Halle, einer Turn- und Veranstaltungshalle.

Menschen sitzen vereinzelt in einer großen Turnhalle, zum Teil an Tischen, teilweise ohne
Die letzte Stadtratssitzung der Periode 2014-2020, wegen der Corona Pandemie in der GERU-Halle

MAI

Am 6. Mai fahre ich in einem nahezu leeren ICE nach München zum BJV, die jährliche Auswertung von „Fotografen haben Namen“ steht an. Gemeinsam mit Maria Goblirsch, unserer Presseverantwortlichen, werten wir zu zweit im großen Sitzungssaal die 25 Zeitungen aus, natürlich mit Abstand. Trotzdem freue ich mich mal wieder über einen relativ normalen Termin. Der Artikel dazu im BJV-report.

Am 14. Mai mache ich das, was ich schon das ganze Frühjahr vermehrt mache, Naturfotografie für Naturschutz und den Landkreis. Die Rinderherde des Naturschutzzentrums Wengleinpark darf dieses Jahr das erste Mal auf die Weide. Rinderaustrieb in Steinensittenbach. Bevor die Kühe auf die eigentliche „Weide“ dürfen, den Steinensittenbacher Hutanger, akklimatisieren sie sich erst mal einige Zeit auf der Wiese vor dem Stall. Dort entstand dieses Bild:

Rinder stehen auf einer Weide hinter einem Holzzaun, im Hintergrund Menschen und ein fränkischer Bauernhof
Erster Austrieb 2020 der Rinderherde in Steinensittenbach

Am 26. Mai durften wir endlich die Ausstellung von Pressefoto Bayern 2019 wieder zeigen. Die Museen konnten wieder geöffnet werden. Das Museum Industriekultur in Nürnberg stellte uns Pandemie bedingt sogar eine größere Fläche als sonst zur Verfügung. Die Eröffnung selbst, durch den BJV-Vorsitzenden Michael Busch und die Museumsleiterin Monika Dreykorn, fand natürlich mit Abstand und Masken statt.

Das Licht einer Fernsehkamera beleuchtet eine Frau und einen Mann, die vor gerahmten Sportfotos an einer schwarzen Wand stehen.
Eröffnung der Ausstellung Pressefoto Bayern 2019 im Museum Industriekultur, Nürnberg

JUNI

Der Juni begann mit den Pfingstferien und die Grenzen waren immer noch geschlossen. Wir durften also immer noch nicht nach Frankreich, aber diesmal standen wir wenigstens an der Grenze.

Schwarzweissaufnahme leere Brücke im Gegenlicht, Brückenpfeiler wirft durch die Sonne einen starken Schatten
Brücke der zwei Ufer / Passerelle des Deux Rives, Kehl, Rheinbrücke

Die „Brücke der zwei Ufer“ soll in Kehl am Rhein Deutschland und Frankreich, Kehl und Strassbourg, verbinden. Sie war zum Ende der Pfingstferien zwar schon wieder begehbar, aber der Übertritt nach Frankreich war ohne zwingenden Grund noch verboten. Mitten in Europa und gerade an dieser symbolhaften Stelle ein seltsames Gefühl. Die Grenzen sollten erst ein paar Tage später wieder geöffnet werden. Also gut, blieben wir halt in Kehl – und in Karlsruhe, da fährt man ja sonst auch nicht hin, außer man muss zum Gericht.

Ausschnitt eines modernen Gebäudes mit Tür und Fenster, links der Bundesadler, davor ein Granitblock mit der Aufschrift Bundesverfassungsgericht
Karlsruher Stadtansichten, Bundesverfassungsgericht

Dabei lohnt sich Karlsruhe durchaus. Und das nicht nur wegen des Schlosses…

Quadratische Texttafeln, teils unscharf, ebenfalls unscharf Schloss und Denkmal
Karlsruher Stadtansichten, Platz der Grundrechte und Schloßplatz

…oder anderer für Dokumentarfotografie interessante fotografische „Schönheiten“…

Graffiti auf einem Kasten, trockenes Gras, Laterne an Straße, Wohngebäude, davor gelber Verkaufsanhänger und silberner PKW
Karlsruher Stadtansichten

…sondern auch, um beispielsweise den „Garten der Religionen“ zu besuchen. Ich zumindest hatte bis dahin noch nie etwas davon gehört oder gelesen. Doch plötzlich findet man sich mittendrin zwischen Jesus und dem Buddhismus wieder.

Frau in rotem Anorak steht zwischen mehreren rostigen Stahlwänden. Rechts im Hintergrund steht Buddhismus, links im Vordergrund, spiegelverkehrt, Jesus
Karlsruher Stadtansichten – Garten der Religionen

Natürlich finden sich dort auch andere Weltreligionen wieder. Schauen Sie doch selbst mal. Live besonders schön natürlich, wenn, wie bei mir, im Juni der Lavendel blüht. Dann lacht auch das Herz des Naturfotografen.

Lila Lavendelblütenmeer mit einer einzelnen gelben Blüte
Karlsruher Stadtansichten – Garten der Religionen

Aber auch im Zusammenhang mit Religionssymbolik, wie hier der Taube für den Heiligen Geist im Christentum – oder einfach ganz religionsübergreifend als Symbol für den Frieden. Mit Lavendel besonders schön.

Symbolhafte Taube in rostigen Stahl geschnitten, dahinter kräftiges Lila von Lavendelblüten in Unschärfe
Karlsruher Stadtansichten – Garten der Religionen

Am 22. Juni wurde ich dann wieder auf den Boden der Tatsachen des Jahres 2020 geholt. Die Veranstaltungsbranche hat mit der „Night of Light“ ein eindeutiges Signal gegeben. In ganz Deutschland waren Veranstaltungsplätze, Konzerthallen oder wesentliche Gebäude wie zum Beispiel das Brandenburger Tor rot beleuchtet. Ein „flammendes“ Alarmsignal für die darbende Veranstaltungsbranche. Ich habe dazu mehrere Orte in Nürnberg besucht. Hier sei nur die Messehalle 3A des Messezentrums Nürnberg gezeigt, die ich in diesem Jahr so selten besucht habe. Ein paar Tage vorher hätten eigentlich alle Messehallen belegt sein sollen mit den Messen „FENSTERBAU FRONTALE“ und „HOLZ-HANDWERK“. (Hier habe ich jeweils die Messefotos des Jahres 2019 verlinkt.)

Messehalle 3A der NürnbergMesse

Der Juni und damit das erste Halbjahr endet mit viel Freude und erneut in der Natur. Thomas Schwab vom Schwabhof in Lieritzhofen freut sich über die ersten eigenen Ferkel auf seinem Bioland-Weideschweine-Betrieb. Ich freue mich mit.

Schwarz und rosa gefärbte Ferkelchen säugen an den Zitzen ihrer Mutter, die auf Erde und Stroh im Schatten unter einem Busch liegt
Erste Ferkel auf dem Schwabhof

Die Fortsetzung mit dem 2. Halbjahr steht hier.

2 Gedanken zu „Ein persönlicher Jahresrückblick auf dieses seltsame Jahr 2020 – Teil 1“

  1. Ein versöhnlicher Blick zurück auf das Jahr 2020, der anregt, auch mal was Ähnliches in eigener Sache zu machen. Heraus käme vermutlich mehr Positives als man denkt, zumindest für die, die verschont geblieben sind von COVID und anderen häßlichen Sachen, die es ja immer noch gibt.

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